
Soziale Sprache
Soziale Sprache folgt anderen Regeln als die uns Menschen bekannte abstrakte Sprache. Sie ist genetsich überliefert und erzeugt innerhalb von natürlichen Beziehungen Emotionen, die der Hauptschlüssel zum gegenseitigen Verständnis sind. Normalerweise ist dieser Gencode, der genetische Verhaltenskodex, nur für die jeweilige Spezies oder ähnlich lebende Spezies verständlich. Er kann nicht von einer Art auf die andere übertragen werden.
Die große Ausnahme ist der Mensch, der fremdes Verhalten interpretieren kann. Andere Ausnahmen sind seine Haustiere, die sich über Jahrtausende anpassen konnten. Der Weltmeister der sozialen Anpassung und der der dem Menschen im Verhalten am ähnlichsten ist, ist der Wolf und sein Haustierpendant der Hund.
Ein Mensch der mit einem Hund in eine artgerechte, natürliche Beziehung tritt, kann mit diesem sozial vollständig kommunizieren, wenn er sich an die Vorgaben aus der Natur des Tieres hält. Prinzipiell also an die Vorgaben aus dem Sozialverhalten des Wolfes, seiner persönlichen Beziehung und seines Familienlebens.

Zu diesen Vorgaben des Tieres gehören:
-
dessen Verhalten,
-
dessen soziale Situation
-
und dessen Entwicklungsstand und die persönliche Reife in seiner ökologischen Vernetzung
​
Um in eine artgerechte und natürliche Beziehung mit seinem Hund zu treten, muss der Mensch seine kulturellen Vorstellungen zu Gunsten des Tieres außer Acht lassen. Nur so kann er ökologisch in Verantwortung gehen.
Die Folge von sozialer Sprache ist, dass mit der Akzeptanz der Situation auch die sozialen Rollen der Anderen akzeptiert werden und sich damit Ruhe gegenseitiger Respekt, Freude aneinander und Harmonie einstellt.
Mit sozialen Rollen sind ganze Bündel von Entscheidungen und Verantwortungen verbunden, es muß sehr vieles nicht künstlich erklärt werden, weil es auch aus der sozialen Rolle deren Vorstellung der Hund genetisch mitgegeben hat von alleine erschließt.
Es ist in einer Menschenfamilie genauso, die Mutter gibt den Ton an, obwohl sie sich selbst nach den Bedürfnissen des Kindes richtet.

Schematische Darstellung Sozialer Sprache
Soziale Sprache oder tierische Kommunikation folgt einem Grundschema, in dem alles miteinander verbunden ist - das ökologische Netz.
Eine Handlung in diesem Schema wirkt sich ohne Zeitverzögerung sofort auf alle anderen Handlungen aus. Sie muss an jeder Stelle, jeder Verbindung und in jeder Ebene permanent bestätigt werden, bis die Ordnung auch dann stabil bleibt, wenn innere oder äußere Kräfte an ihr wirken.
​
Jede Handlung folgt drei Verantwortungsebenen in Kombination mit drei Kommunikationsparametern.
​
Verantwortungsebenen:
-
Freilauf = Allgemeinverantwortung
-
Spiel = Paritätische Verantwortung
-
Kommando = Alleinverantwortung
​
Kommunikationsparameter:
-
Raum = Verantwortung
-
Zeit = Beziehung
-
Besitz = Gemeinschaft
​
Einer der zentralen Schlüssel zum Verständnis von sozialer Sprache, sind Authoritätsebenen.
Jeder andere Kommunikationsparameter verändert sich teils völlig konträr danach, in welcher Authoritätsebene die Interaktion stattfindet.
​
Am auffälligsten ist die Regelung von Nähe und Distanz, die im Befehl dringend Distanz und im Spiel dringend Nähe erfordert. Nähe löst den Befehl auf, distanziert sich ein Spielpartner, ist das Spiel vorbei.
​
Berührungen lösen Befehle auf. Hunde und Pferde fragen über den Versuch innerhalb eines Befehls Nähe zu gewinnen danach, ob die gemeinsame Handlung auch wirklich ein Befehl ist. Nähe ist gleichzeitig Rangordnungsparameter, nur der Ranghohe kann sie aussprechen.
​
Ohne die klare Bestimmung in welcher Authoritätsebene eine Handlung stattgefunden hat, ist die Bewertung von tierischem Verhalten nicht möglich. Das Wissen um die wirkende Authoritätsebene ist dringend notwendig für die Interprätiaton von Sozialverhalten.
Die Bedeutung ein und desselben Verhaltens, kann sich, durch das Verändern der Authoritätsebene völlig verdrehen, teils in genau das Gegenteil der Bedeutung in der anderen Ebene.
Die Frage "Was bedeutet es, wenn mein Hund … macht?" kann also nie sofort beantwortet werden. Folgende Gegenfrage wäre zuerst zu beantworten: „In welcher Authoritätsebene fand die Aktion statt“?
​
Hatte jemand einen Befehl ausgesprochen oder nicht?
Für soziale Kommunikation ist es notwendig zu wissen, wer für die jeweilige Situation verantwortlich ist. Denn Kommunikation folgt der Verantwortung und somit der sozialen Ordnung.
​
Aus der Rolle des Alleinverantwortlichen zu kommunizieren ist jederzeit störungsfrei auf allen Frequenzen möglich.
​
Hunde haben Instinkte die sie zuallererst befähigen Dinge zu tun, die sie alleine überleben lassen würde.
In zweiter Linie haben sie soziale Instinkte, die sie dazu befähigen, ihre Allein-Instinkte in den Sinn der Allgemeinheit zu stellen. Einen Allgemein-Instinkt.
​
Die Frage ob gejagt wird oder nicht ist somit nicht eine Frage des Jagdinstinktes (Allein-Instinkt) es ist eine Frage der Sozialordnung (Allgemein-Instinkt).
​
Allgemein-Instinkte gehen immer vor Allein-Instinkte.
Ist ein Hund also Scheu oder geht er ungefragt in ein Jagdverhalten über, ist die Lösung der Frage immer im Allgemein-Instinkt zu finden.
​
Der Mensch übernimmt somit alleine die Verantwortung und klärt mit dem Hund alle Fragen nach dessen Allein-Instinkten, die den persönlichen Raum, die persönliche Zeit und den persönlichen Besitz betreffen.
​
Hat der Hund die Allein-Instinkte sozial eingefügt, kann er in seiner Persönlichkeit, in seinem Raum, in seiner Beziehungszeit und mit seinen Ansprüchen reifen.
​
Aus einem Egoisten wird dadurch ein Altruist.
​
Altruismus ist angeboren, braucht aber soziale Schlüsselerlebnisse um ohne Unsicherheiten ausgeführt werden zu können. Ein Mensch steht demnach in der Alleinverantwortung, hat aber die Allgemeinheit auch dann hinter sich, wenn er ohne die anderen direkt zu fragen entscheidet.
In einer Mehrheitsentscheidung (gemeinsame Arbeit mit dem Hund) ist man sich ebenso vollkommen einig. Jeder trägt seinen Teil bei.
​
Das Bewusstsein dafür, dass es Lebewesen gibt die mir physisch nicht gleich sind und trotzdem Entscheidungen treffen können die für mich gültig sind, ist unter anderem damit verbunden, dass der Verantwortliche einen eigenen Raum beansprucht, den der andere unter bestimmten Vorraussetzungen nicht betreten darf.
​
Ein Kommando kann erst verstanden werden wenn Mensch und Hund sich räumlich trennen und eine mentale Verbindung eingehen.
​
Ein „Sitz“ des Hundes wird dann zum Kommando, wenn er es ausserhalb meines direkten physischen Einflussbereiches akzeptiert.
​
Ein Kommando, das im eigenen gemeinsam bewohnten Territorium gilt (Haus und Garten) ist erst als Kommando verstanden, wenn es in „fremdem“ Territorium gleichermaßen akzeptiert ist. Es ist ein Unterschied, ob ich zu Hause „übe“ oder im Stadtpark.
Gibt es keinen Unterschied mehr ist das Kommandoverständnis vollständig gereift.
